Papua: Wälder, Menschen, Ausverkauf

Interview mit Marianne Klute[1] und Carole Reckinger[2]

Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2011 zum Internationalen Jahr der Wälder ausgerufen. Nach ihren Schätzungen gehen jährlich weltweit 130.000 km2 Wald verloren. Schuld daran sind die Nachfrage nach Tropenholz und Bodenschätzen, die Umwandlung in Acker-, Weide- und Plantagenflächen sowie menschliche Infrastrukturen und Siedlungen. Laut IPCC[3] gehen über 20 % der jährlichen anthropogenen, also vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen - mehr als die gesamten Emissionen des globalen Verkehrssektors – auf das Konto von Entwaldung und Walddegradierung. Grund genug, auch im Saarland den Blick darauf zu richten, wie es um den Zustand der Wälder weltweit bestellt ist.
 
Neben den tropischen Regenwäldern des Amazonas und Afrikas beherbergt Indonesien die letzten intakten Regenwälder der Erde. Während diejenigen auf Sumatra und Borneo in den letzten Jahrzehnten größtenteils legalen und illegalen Rodungen zum Opfer gefallen sind, stehen nun die Wälder Papuas vor dem Ausverkauf. Dies birgt nicht nur schwerwiegende Konsequenzen für die Natur selbst, sondern auch für die Menschen, die mit, im und vom Wald leben.

 
Anfang April waren zwei anerkannte Indonesienkennerinnen zu Gast im Saarland und berichteten über den Zustand der letzten Regenwälder Papuas und die Auswirkungen für Mensch und Natur.

 

Marianne Klute, Mitarbeiterin von Watch Indonesia!, Berlin, berichtete über die Gründe der ungebremsten legalen und illegalen Abholzung der letzten intakten Regenwälder Indonesiens. Eindrücklich und sachkundig erläutert die Naturwissenschaftlerin, die Jahrzehnte in Indonesien verbracht hat und wie nur wenige den zu Indonesien gehörenden Westteil Neuguineas kennt, die Zusammenhänge zwischen internationalem Rohstoffhunger und dem Ausbau der Agroindustrie in Papua.
 
Die Luxemburgerin Carole Reckinger studierte in London Internationale Entwicklungspolitik. Sie brachte von ihrem einjährigen Aufenthalt im Hochland von Papua Berichte und Bilder mit, die uns spüren lassen, dass hier Völker in ihrer traditionellen Lebensweise bedroht sind ohne die Chance eines organischen Weges in die Moderne.

Barbara Böhme: Marianne, als Du 2007 bei uns im Saarland warst, nachdem Pläne bekannt geworden waren, im Saarhafen Saarlouis-Dillingen ein 70 MW-Palmölkraftwerk zu errichten, ging es in Deinem Vortrag um die zur Pflanzenölproduktion notwendigen Abholzungen in Sumatra und Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneos, und die damit einhergehenden Bedrohungen für Mensch und Natur. Damals sprachst Du von Papua in diesem Zusammenhang als „der letzten Front“. Wie sieht die Situation heute, vier Jahre danach, in Papua aus? 

Marianne Klute: Papua ist die letzte Front der Holzindustrie, nachdem der Regenwald von Sumatra und Borneo so gut wie abgeholzt ist. Auf Sumatra ist der Wald in den vergangenen 30 Jahren riesigen Akazien- und Ölpalmenplantagen gewichen, auf Borneo setzte die Zerstörung etwas später ein. Heute sind dort alle erreichbaren Wälder verschwunden und die Holzindustrie ist inzwischen bankrott.
 
Im Vergleich zu Sumatra sind auf Borneo deutlich weniger Ölpalmen angepflanzt worden, auch weil der nicht-vulkanische Boden unfruchtbar ist. Fliegt man über Borneo, so schockieren die weiten kahlen Flächen, mit Inseln von Plantagen dazwischen. Tropischen Regenwald sieht man nur auf Bergen. Deswegen ist die Holzindustrie längst nach Papua abgewandert, das vor einer Generation noch zu drei Viertel mit intakten Wäldern bedeckt war. Seit den 1980er Jahren gibt es großflächige Holzeinschlagskonzessionen auf Papua. Blickt man auf die Karte mit diesen Konzessionen, so wird deutlich, dass alle erreichbaren Wälder an Holzfirmen vergeben sind, vor allem im Vogelkopfgebiet und im flachen Süden.

Das bekannteste Holz aus Papua ist Merbau. Seit 2001 wird massiv eingeschlagen, davon sind 90% illegal. Holzkonzerne aus Indonesien, Malaysia, Korea und China sind über Papua hergefallen, um den Weltmarkt mit Tropenholz und Holzprodukten zu versorgen. Allein in der Provinz Hainan sind seither Hunderte von Holz verarbeitenden Betrieben entstanden, die das Holz aus Papua verarbeiten und exportieren. Der Holzrausch und der illegale Holzeinschlag haben so extreme Ausmaße angenommen, dass die indonesische Polizei bereits mehrfach Razzien durchgeführt hat, mit dem Ergebnis, dass heute überall in Papua Halden von Merbau verrotten. Auch hat die Provinzregierung vor drei Jahren den Export von unverarbeitetem Holz eingeschränkt. Das hat allerdings wenig genutzt, denn die Holzkonzerne finden Mittel und Wege, das Holz trotzdem aus dem Land zu schaffen. Insgesamt gesehen hat Papua in dem letzten Jahrzehnt so viel Wald verloren wie niemals zuvor.
 
Für die einheimische Bevölkerung ist dieser Verlust mehr als nur Umweltzerstörung. Die meisten leben im und vom Wald; er ist die Basis ihrer Existenz und ihrer Kultur. Die Papua sagen: Der Wald ist unsere Mutter. Das drückt genau das Gefühl aus, das sie empfinden: den Verlust ihrer Nahrungsquelle und ihrer Identität.
 
Seit 2007 hat sich die Situation verändert. Aus der letzten Front will die Holzmafia eine Agropolitan machen. Papua soll nach dem Willen der indonesischen Regierung für die Agroindustrie erschlossen werden und die Welt mit Palmöl und Reis versorgen. Vorher gab es bereits einige, wenige Plantagen mit Kakao und Palmöl. Diese sind von Migranten von anderen indonesischen Inseln erschlossen worden. Ihnen, meist armen Landlosen von der Insel Java, wurde Land versprochen. Dieses mussten sie erst roden, um dann später als Kleinbauern oder Plantagenarbeiter auf einer Ölpalmenplantage zu arbeiten. Doch diese alten Plantagen sind äußerst unproduktiv. Das kann an den Bodenverhältnissen liegen, aber auch am mangelhaften Management. Wie auch immer, Palmöl und Kakao aus Papua waren mengenmäßig nicht relevant.
 
Jetzt aber kaufen Agrarunternehmen in großem Stil Land in Papua auf, hauptsächlich für Palmöl. Der berüchtigte Konzern Sinar Mas hat 80.000 Hektar bei der Hauptstadt Jayapura gekauft und weitere 50.000 im Süden bei Merauke. Dort im Süden entsteht gerade ein so genanntes Integrated Food and Energy Estate, halb so groß wie der gesamte Bezirk. Das Projekt ist ein besonderes Anliegen von Präsident Yudhoyono, der damit die javanische Bevölkerung mit Reis und die Industriestaaten mit Palmöl versorgen will. Im August 2010 war die feierliche Eröffnung des Estates. Sobald die ersten Verträge unterzeichnet waren, begann man mit der Abholzung. Wenn dieses Projekt komplett realisiert wird, ist der Wald im Süden weg. Gerade hier hat der Tropenwald mit den asiatischen Wäldern wenig gemein. Der Einfluss Austronesiens drückt sich in Flora und Fauna aus: es gibt Eukalyptuswälder, Trockenwälder und Savannen. Hier leben Baumkängurus. Hier sind auch Sümpfe, zum Beispiel in dem bekannten Asmat-Gebiet. Völlig andere Ökosysteme als auf Borneo oder Sumatra, und aus ökologischer Sicht ist ein Mega-Reis-Ölpalmenprojekt zum Scheitern verurteilt.
 
Im Vogelkopfgebiet schlägt gerade der Konzern Medco-Energy 45.000 Hektar intakten Regenwald ein, an der Nordküste ist es ähnlich: Konzerne kaufen den Wald, schlagen ihn in rasantem Tempo kahl und setzen sofort Ölpalmen ein.
 
B.B.: Die weltweite Nachfrage nach billigem Palmöl für die Nahrungs-, Waschmittel- und Kosmetikindustrie hat Indonesien mittlerweile zum Weltmarktführer in diesem Sektor, zum drittgrößten globalen CO2-Emittenten und zu einem Hauptverursacher der Waldzerstörung gemacht. Wie sehen die weiteren Pläne der indonesischen Politik aus?

M.K.: Papua ist die Region, in der die indonesische Regierung noch „ungenutztes“ Land vermutet. Sieben Millionen Hektar Plantagen für Ölpalmen sollen insgesamt hier entstehen. Das ist nur ein Teil der gesamten ehrgeizigen Pläne, die 2006-2007 in Reaktion auf die Biospriteuphorie entstanden sind. Innerhalb kürzester Frist wurden die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Privatinvestoren geschaffen. Ziel ist der Ausbau der Plantagen bis 2025 auf 26 Millionen Hektar, davon 7 Millionen Hektar in Papua und 10 Millionen Hektar auf Borneo.
 
Die Größenordnung von 7 Millionen Hektar in Papua deckt sich in etwa mit dem leicht zugänglichen Wald, der im indonesischen Sprachgebrauch für die „Konversion“, also die Umwandlung in Agrarflächen vorgesehen ist. Das ist eine äußerst akute Bedrohung für den Wald Papuas, der über einen außergewöhnlichen Reichtum an endemischen und vielfach noch unerforschten Arten verfügt.
 
Seit 2007 wird auf Borneo, Sulawesi, Sumatra und Papua massiv für Palmöl abgeholzt. Resultat ist, dass Indonesien die Anbaufläche von 5,6 Millionen Hektar auf 9 Millionen Hektar gesteigert und entsprechend die Produktion von Palmöl erhöht hat.
 
Nach der Entwaldung wird häufig das Restholz abgebrannt, und jedes Jahr von Mai bis November liegen Sumatra und Borneo unter dicken Rauchwolken. Das schlimmste Feuerjahr war 1997, als die CO2-Emissionen aus Indonesien 30 % der globalen Emissionen ausmachten. Indonesische Umweltverbände beschuldigen die Plantagenunternehmen, für 80 % der Waldbrände verantwortlich zu sein. Auch die Bevölkerung rodet den Wald mit Feuer, hauptsächlich weil sie von den Megaplantagen von ihrem Land verdrängt wird und eine neue Existenz sucht. Papua ist bisher von dramatischen Waldbränden verschont geblieben, denn so riesige degradierte Flächen und Monokulturen gibt es noch nicht. Das kann sich aber schnell ändern, wenn die Entwicklung nicht schnellstens gestoppt wird.
 
Gefragt wird die Bevölkerung nicht, ob sie ihr Land abgeben und selbst Ölpalmenbauer werden will. Die Rechtslage erlaubt es dem Staat, über das Land zu verfügen, d.h. es an die Unternehmen langfristig zu verpachten. Dagegen sind die Landrechte der Indigenen und der lokalen Bevölkerung nicht geschützt. Gerade auf Borneo und in Papua bedroht die Expansionspolitik die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte der Indigenen.
 
B.B.: Das Etikett des Umweltsünders will sich Indonesien trotz allem nicht anheften lassen. Es ist deshalb dem UN-Waldschutzprogramm REDD [4] beigetreten. Was darf man sich von dieser Initiative für den Schutz der Wälder und den Erhalt der Artenvielfalt erhoffen?

M.K.: Wenig. Allein die Größenordnung der gegenwärtigen und zukünftigen Abholzungen für Palmöl und andere Agrarkommoditäten übertrifft sämtliche potentiellen REDD-geschützten Wälder. Emissionen können nur reduziert werden, wenn die Wälder wachsen. Es reicht nicht, ein paar Prozent von der Entwaldung auszunehmen. Auch zum Erhalt der Artenvielfalt bedarf es zusammenhängender Räume. REDD-Projekte sind nicht die Lösung. Andererseits bewirkt REDD ansatzweise ein Umdenken der indonesischen Umweltpolitik. Wenn nun auch der Forstsektor mitzieht und den Wald nicht nur monetär bewertet, wäre schon einiges gewonnen.
 
Doch mit REDD sind eine Reihe anderer Aspekte verbunden, auch solche, die aus menschenrechtlicher Sicht sehr problematisch sind. 20% der indonesischen Bevölkerung ist existenziell vom Wald abhängig. Wenn REDD-Projekte ihr den Zugang verwehrt, besteht die Gefahr, dass ein beachtlicher Teil der Bevölkerung marginalisiert wird oder in den städtischen Slums landet. Im Grunde sehe ich das Hauptproblem bei REDD ähnlich wie bei Holz und Palmöl: die Menschen verlieren ihr Land und damit ihre Existenz.
 
B.B.: Nach dem Jahr der Biodiversität 2010 erklärten die Vereinten Nationen das Jahr 2011 zum Internationalen Jahr der Wälder. Was kann - auch nach den Erfahrungen des letzten Jahres - nach Deiner Einschätzung ein solches Mottojahr gegen die Zerstörung der Regenwälder Indonesiens bewirken?

M.K.: Konkret fließen in Indonesien Gelder für Aufforstungsprogramme. Das hört sich weniger gut an, wenn klar wird, dass hauptsächlich Holzplantagen aufgeforstet werden. Dies kommt vor allem der Papierindustrie zugute.
 
Ein Mottojahr kann im besten Fall Bewusstsein schaffen. Die Regenwälder Indonesien werden davon nichts merken, denn sie sind eine der wichtigsten Ressourcen, mit denen Devisen erwirtschaftet werden.
 
B.B.: Aktuell wird in Deutschland wieder intensiv über das Thema Biokraftstoffe – Umweltschützer sprechen zutreffender von Agrokraftstoffen – debattiert. Marianne, kannst Du uns erläutern, was die Erfüllung der Klimaschutzziele in Deutschland mit der rasanten Zunahme der Waldzerstörungen in Indonesien zu tun hat?

M.K.: Die Agrokraftstoffpolitik hat zur Folge, dass Indonesien seinen Palmölmarkt ausgebaut hat und weiter ausbauen wird. Ein Vorwand, denn tatsächlich geht nur ein kleiner Teil des Palmöls in den Tank. Meiner Meinung nach hat die Realität des „land grabbing“ und der Regenwaldzerstörung nichts mit Klimaschutz zu tun. Es geht um die Sicherung der Energieversorgung auf der einen Seite und um den Kampf um Wirtschaftsmacht auf der anderen Seite.
 
B.B.: Der NABU Deutschland und seine zahlreichen Aktiven engagieren sich „für Mensch und Natur“. Carole, kannst Du uns darüber berichten, wie die Menschen in Papua die Entwicklung sehen? Profitieren sie in irgendeiner Weise von den Einnahmen, die der indonesische Staat oder die Unternehmen des Holz-, Agrar-, Bergbau- und Energiesektors erwirtschaften?

Carole Reckinger: Papua ist einer der wenigen Plätze, an denen es noch unerforschte Gebiete gibt und die Modernisierung noch nicht Fuß gefasst hat. Vereinzelte Völker leben noch wie vor Tausenden Jahren und haben wenig oder noch keinen Kontakt mit der Außenwelt. Einige Völker betreiben noch immer Subsistenzwirtschaft oder sind Jäger und Sammler. Die sogenannte „Modernisierung“ schreitet in den letzten Jahren allerdings schnell voran, und die Papua werden teilweise in weniger als einer Generation vom Jäger und Sammler zum Verbraucher. Dieser Prozess, der in anderen Teilen der Welt Hunderte von Jahren gedauert hat, geschieht hier fast über Nacht. Die traditionelle Lebensweise der Papua ist bedroht, und der Verlust von kultureller Identität führt zu zunehmender Orientierungslosigkeit. Prostitution und Alkoholmissbrauch sind mittlerweile weit verbreitet.
 
B.B.: Marianne, in einer Ende Februar erschienenen gemeinsamen Studie mit Brot für die Welt betont Watch Indonesia!, der Regenwald sei Lebensgrundlage von Millionen Indonesiern. Wie in anderen dünn besiedelten Regionen komme es auch in Papua zu gewalttätigen Konflikten mit den Sicherheitskräften.

M.K.: Der Konflikt in Papua brennt seit Ende der 1960er Jahre, als Indonesien das ehemals Niederländisch Neuguinea mit Gewalt übernahm. Seither ersehnen die meisten Papua ihre Freiheit von Indonesien. Es gibt eine militärisch schwache Unabhängigkeitsorganisation, die vom indonesischen Militär bekämpft wird. Aber es geht auch um wirtschaftliche Interessen, vorrangig um Kupfer und Gold. Die größte Kupfer- und Goldmine der Welt am Grasberg bei Timika wird von 1000 Soldaten gesichert. Hier kommt es immer wieder zu Gewalttaten.
 
Darüber hinaus bietet das an Ressourcen reiche Papua für das Militär bis hin zum einfachen Soldaten verlockende Möglichkeiten der Bereicherung. Etliche der Holzeinschlagsunternehmen sind in der Hand des Militärs oder werden von ihm kontrolliert.
 
Die einfachen Papua erfahren den Konflikt alltäglich mit jeder Faser ihres Lebens. Die Militärpräsenz bedeutet für sie einen permanenten Zustand der Angst und des Misstrauens. Die Dominanz der Zuwanderer heißt für sie wirtschaftliche, soziale und kulturelle Diskriminierung. Und aktuell herrscht wegen der Landnahme und der Abholzung für Plantagen große Unruhe in der Bevölkerung. Mancherorts erwächst Widerstand, doch häufig haben die Menschen Angst sich zu wehren, weil das Militär auch die Konzerne schützt.
 
B.B.: Zum Schluss eine Frage an Euch beide: Was können wir hier in Deutschland und auch als Aktive in einer Naturschutzorganisation wie dem NABU dazu beitragen, die Waldzerstörung zu bremsen?

C.R.: Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass wir Verbraucher besser darüber informiert werden, was wir kaufen, und welche Auswirkungen und Umweltkosten dadurch entstehen. Palmöl ist mittlerweile in ganz gewöhnlichen Supermarktprodukten wie Brot, Chips, Waschmittel und Kosmetika enthalten. Man muss das Kleingedruckte genau studieren, um überhaupt herauszufinden, wie, wo und woraus etwas hergestellt wurde. Deshalb ist es wichtig, Druck auf Produzenten auszuüben, damit die Verbraucher besser informiert werden.  Zudem muss es ein Umdenken in unserer Konsumgesellschaft geben, damit nachhaltiger produziert und einfach weniger verbraucht wird. Der Ressourcenverbrauch ist mittlerweile an seinen Grenzen angelangt.
 
Agrotreibstoff ist eigentlich ein Versuch mit anderen Mitteln an unseren gewohnten Praktiken festzuhalten. Diese Ersatzstoffe führen leider weder zu einem Umdenken noch zu Verhaltensänderungen.
 
M.K.: Ansetzen muss man an zwei Seiten: bei den Produzenten und bei den Konsumenten. Erst der hohe Konsum schafft die Nachfrage, eine Nachfrage, die häufig die Verletzung der Menschenrechte anderer zur Folge hat. Unser Verhalten ist daher von zentraler Bedeutung. Umweltverbände wie der NABU sollten aufklären. Sie sollten Effizienz, nachhaltige Technologien und ein Umdenken fordern, alle Aspekte, die den Konsum runterschrauben. Ähnliches muss auch in Indonesien geschehen, das seine Ressourcen verbraucht, ohne an die Zukunft zu denken. Industrie, Politik und NGOs sollten auch wirtschaftlich „nachhaltig“ denken und entsprechende Alternativen anbieten.
 
Auf der Ebene der internationalen Politik müssen die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte gestärkt werden, das Recht auf Land, Nahrung, Wasser, Gesundheit, Bildung. Da kann der NABU informieren und politisch aktiv werden. Wir als Normalbürger können auch einiges tun. Die Verschwendung von Lebensmitteln, Energie und stofflichen Ressourcen stoppen. Ein Bewusstsein für das komplexe System „Erde“ entwickeln. Denn mit dem Verlust des Waldes, vieler Arten und auch menschlicher Kulturen wie der in Papua geht ein Stück von uns verloren.
 
B.B.: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Barbara Böhme, aktives Mitglied im NABU St. Ingbert und Sprecherin der Bürgerinitiative „Kein Strom aus Palmöl!“

[1] Marianne Klute ist Mitarbeiterin der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Watch Indonesia!
[2] Carole Reckinger arbeitet als freie Journalistin
[3] IPCC = International Panel on ClimateChange
[4] REDD Reducing Emissions from Deforestation and Degradation (Minderung der Emissionen aus Entwaldung und Waldschädigung)

Naturschutzjugend in St. Ingbert

Biodiversitäts-kampagne

 

 

 

 

 

 

 

NABU St. Ingbert:

natürlich ehrenamtlich

Möchten Sie unser Sponsor werden?

Wenn Sie unsere Arbeit unter-stützen möchten - im allgemeinen oder auch ein spezielles Projekt - dann sind Sie herzlich will-kommen.

NABU-Schaukasten

Rickertstr./Ecke Kaiserstr. unterhalb der Ratsapotheke