St. Ingbert, 18. April 2011

Alles "bio" oder was? - Wie "bio" ist die Biogasanlage?

Der NABU im Saarpfalz-Kreis hat sich intensiv mit den Argumenten für und wider eine Biogasanlage im Biosphärenreservat Bliesgau auseinandergesetzt. Es gilt Erkenntnisse zur Biomasseproduktion als Konkurrenz  zum Lebensmittelanbau ebenso zu bedenken wie die Auswirkungen der Intensivlandwirtschaft auf die biologische Vielfalt. Auch bieten die zusätzliche Verkehrsbelastung, das Gefahrenpotenzial der Anlage und das Fehlen eines schlüssigen Konzepts der Nutzung von Grünschnitt und Landschaftspflegematerial Anlass zum Nachdenken.

Berlin, 16. Februar 2011

NABU-Bundesverband fordert: Fördersystem für Biomasse-Strom korrigieren

Bei der anstehenden Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) muss aus Sicht des NABU der weitere Umbau unserer Stromversorgung vorangetrieben, aber auch die massiven Fehlentwicklungen im Bereich der energetischen Biomassenutzung korrigiert werden. So stieg allein die Anbaufläche für Energiemais innerhalb von sechs Jahren von 70.000 Hektar auf über 600.000 Hektar im Jahr 2010 an.

 

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St. Ingbert, 22. Dezember 2010

NABU Saarpfalz formuliert strenge Anforderungen an eine Biogasanlage

Der NABU im Saarpfalz-Kreis begleitet das Vorhaben zur Errichtung einer Biogasanlage im Biosphärenreservat Bliesgau auf der Gemarkung von Erfweiler-Ehlingen aufmerksam und kritisch. Offenbar finden dazu aktuell im Umweltministerium des Saarlandes Gespräche mit dem künftigen Betreiber statt.

Die Erzeugung von Energie aus nachwachsenden Rohstoffen ist vor dem Hintergrund endlicher fossiler Energievorkommen und dem Erfordernis eines effizienten Klimaschutzes ein Thema, dem sich die Gesellschaft stellen muss! Durch die Inanspruchnahme sehr großer Flächen für den landwirtschaftlichen Anbau der zur Biogaserzeugung erforderlichen Substrate entsteht jedoch ein Zielkonflikt zwischen der Erzeugung von Energie aus nachwachsenden Rohstoffen und der Erhaltung der biologischen Vielfalt, für den eine Lösung gefunden werden muss.

Dass die moderne intensiv betriebene Landwirtschaft einen der Hauptfaktoren des Artenschwundes in der offenen Landschaft darstellt, ist durch eine Vielzahl von Studien belegt und zwischenzeitlich in Fachkreisen allgemein bekannt. Die Lösung des aufgezeigten Zielkonflikts ist für das Vorhaben der Errichtung einer Biogasanlage in einem Biosphärenreservat von maßgeblicher Bedeutung.

Biosphärenreservate sind von ihrer Zielsetzung her Modellregionen zur Entwicklung und Demonstration von Ansätzen, die dem Schutz und der nachhaltigen Entwicklung auf regionaler Ebene dienen. Der Schutzaspekt bezieht sich auf Landschaften, Ökosysteme, Arten und genetische Vielfalt. Exemplarisch soll in einem Biosphärenreservat gezeigt werden, dass menschliches Wirtschaften in Formen möglich ist, die auf die Erhaltung einer vielfältigen Umwelt Rücksicht nehmen.

Die Erzeugung von Energie aus nachwachsenden Rohstoffen fügt sich grundsätzlich sehr gut in das Konzept und die Zielsetzungen von Biosphärenreservaten ein, vorausgesetzt der Aspekt der Erhaltung der biologischen Vielfalt beim Anbau der Substrate bleibt im Focus.

Die Entwicklung von Strukturen, die trotz der Inanspruchnahme großer Flächen zur landwirtschaftlichen Erzeugung von Biomasse eine möglichst große biologische Vielfalt erhalten lassen, könnte ein bedeutender Beitrag des Biosphärenreservates zur Entwicklung eines Modells zum nachhaltigen Wirtschaften für andere Regionen in einem zukunftsweisenden Bereich sein.

Daraus ergeben sich Anforderungen, die aus Sicht des NABU für eine Biogasanlage im Biosphärenreservat Bliesgau dringend erfüllt sein müssen:

  • Die Verwertung vorhandenen Pflanzenmaterials z.B. von kommunalem Grünschnitt und Landschaftspflegematerial sollte unter dem Primat des nachhaltigen Wirtschaftens Vorrang vor dem Einsatz angebauter Substrate haben! Der Nutzen für den Klimaschutz ist bei einer globalen Betrachtung fragwürdig, wenn andernorts Grünland umgebrochen oder Wälder abgeholzt werden müssen, um die für die Erzeugung von Energiepflanzen verlorenen Flächen für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion zu ersetzen.
  • Es müssen Maßnahmen ergriffen werden, um eine möglichst vielfältige Natur auf den landwirtschaftlichen Flächen zu erhalten! Monokulturen müssen weitestgehend vermieden werden. 8-10% der landwirtschaftlichen Fläche sollte als Ackerrandstreifen, Blühflächen, Feldlerchenfenster etc. „naturnah“ ausgestaltet werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass ein solcher Anteil an ökologischen Flächen in einem größeren geografischen Raum bereits positive Auswirkungen auf Anzahl der Arten und die Individuendichte hat.
  • Es muss eine größtmögliche Vielfalt beim Anbau der Substratpflanzen angestrebt werden! Die hierzu an unterschiedlichen Stellen laufenden Forschungen sollten beachtet und deren Ergebnisse praktisch umgesetzt werden.
  • Unbedingter Verzicht auf gentechnisch veränderte Organismen!
  • Die vom Bundesamt für Naturschutz aufgestellten Standards für eine naturverträgliche Biomassennutzung müssen beachtet werden!


Im Zusammenhang mit diesen nach Einschätzung des NABU unabdingbaren Anforderungen an eine Biogasanlage im Biosphärenreservat stellen sich einige aus Sicht des NABU bislang ungelöste Fragen:

  1. Wie verlässlich sind die vom Betreiber genannten Zahlen zu den aktuell zum Anbau von Mais und Silagegras herangezogenen Flächen und die prognostizierten Erweiterungen dieser Anbauflächen?
  2. Wie wird sichergestellt, dass die vom Betreiber angegebenen geplanten Substratmengen tatsächlich eingehalten werden? Das Rechtsverhältnis zwischen Anlagebetreiber und landwirtschaftlichen Erzeugern ist rein privatwirtschaftlich ausgestaltet. Auf die wirtschaftlichen Entscheidungen des Betreibers wird es kaum Einflussmöglichkeiten von Seiten der öffentlichen Hand geben.
  3. Wie wäre eine Kontrolle zu gewährleisten, wenn tatsächlich Absprachen über den Einsatz der Substratmengen und Substratanteile getroffen würden?
  4. Wie ließen sich Maßnahmen zur Förderung von Artenvielfalt auf den Anbauflächen finanzieren. Gibt es unter Umständen hierfür Mittel aus den Töpfen der Agrarförderung?
  5. Welche Anreize gibt es für den Betreiber der Anlage und die Erzeuger, alternative Kulturen zu erproben?
  6. Wie lässt sich Transparenz für den Bürger während der Planung aber auch nach Inbetriebnahme der Anlage erreichen?


Der NABU im Saarpfalz-Kreis ist der Auffassung, dass die aufgeworfenen Fragen vor der Entscheidung für eine Biogasanlage geklärt sein müssen. Er ist zu einer konstruktiven Diskussion der aufgezeigten Problembereiche und möglicher Lösungsansätze bereit.

Literaturliste:

  • Austgen M.: Landnutzung; in Bos J. et al.: Atlas der Brutvögel des Saarlandes, Atlantenreihe Band 3, Saarbrücken
  • Bauer H.-G. (1996): Die Brutvögel Mitteleuropas: Bestand und Gefährdung, Wiesbaden
  • Bundesamt für Naturschutz (BfN) (2010): Bioenergie und Naturschutz, Synergien fördern, Risiken vermeiden, Bonn
  • Flade M., et al.(2003) : Naturschutz in der Agrarlandschaft, Wiebelsheim
  • Hormann M. (2001): Landwirtschaft; in Richarz K., et al.: Taschenbuch für Vogelschutz, Wiebelsheim
  • NABU (2008): Masterplan 2010: Aktionsplan zum Stopp des Artenverlustes bis zum Jahr 2010, Berlin
  • NABU (2009): Landwirtschaft und Umwelt: Anforderungen an eine zukunftsfähige Agrarpolitik
  • Südbeck P., et al. (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4.Fassung, in Deutscher Rat für Vogelschutz (DRV), Berichte zum Vogelschutz, Bd. 44, Hipoltstein
  • Sudtfeld C, et al. (2007) : Vögel in Deutschland – 2007,DDA, BfN, LAG,VSW, Münster
  • Sudtfeld C, et al. (2008) : Vögel in Deutschland – 2008,DDA, BfN, LAG,VSW, Münster
  • Sudtfeld C, et al. (2009) : Vögel in Deutschland – 2009,DDA, BfN, LAG,VSW, Münster
  • Veith E.: Vielfalt in der Landschaft: Extensive Anbausysteme mit nachwachsenden Rohstoffen als Option für den Naturschutz?, Naturschutz im Saarland, Heft 4/2010

NABU kritisiert Pläne zur Errichtung einer Biogasanlage zwischen Assweiler und Erfweiler-Ehlingen

St. Ingbert, 17. Mai 2010

Die Stadtwerke Bliestal, die Firma Enovos und die Stadtwerke Saarbrücken wollen an der Bundesstraße zwischen Assweiler und  der Gemeinde Erfweiler-Ehlingen eine Biogasanlage bauen, die bis 2012 stündlich maximal 400m³ Gas in die nahe verlaufende Gashochdruckleitung einspeisen. Die Anlage soll mit Mais betrieben werden, da Mais eine hohe Gasausbeute ermöglicht. Dazu müsste auf großen Flächen, mehr als 800 Hektar, Mais angebaut werden. Andere Grünflächen müssen dazu umgewandelt werden, so dass eine Verarmung der Natur die Folge ist. Das passt nicht zum Konzept einer Biosphärenregion meint auch der Wittersheimer Ortsrat.

Fakt ist, dass der Maisanbau klimaschädlich ist, weil der Spritverbrauch bei der Aussaat, der Energieaufwand für die Düngemittelproduktion, die Ackerbearbeitung sowie die Ernte und der Transport zur Anlage mehr Energie verbraucht, als durch die anschließende Faulgaserzeugung an "Biogas" gewonnen werden kann. Außerdem fördert der Maisanbau die Humuszersetzung im Boden, was zur zusätzlichen Freisetzung von klimaschädlichem Lachgas führt. Die durch den Maisanbau gebundenen Flächen stehen nicht für den Nahrungsmittelanbau zu Verfügung. Deshalb muss weiteres Grünland, das als CO2-Senke dient, umgebrochen werden, um Nahrungsmittel anbauen zu können.

Aufgrund einer so entstehenden negativen Umweltbilanz, lehnen wir solche Anlagen ab.

Nachhaltig hingegen ist die Vergärung von Biomasse aus Abfällen, ergänzt durch 20-30% Grünmasse aus bodenschonenden Ackerkulturen wie Ackerbohnen, Ackererbsen, Wicken, Wildkräuter und Sonnenblumen (vgl. Naturschutz im Saarland, 2/2010, Seite 13, Karl Rudi Reiter).

Naturschutzjugend in St. Ingbert

Biodiversitäts-kampagne

 

 

 

 

 

 

 

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